Ferrari 458 Italia im Test: Ein Rennwagen, der auch Alltag kann (2024)

Vielleicht ist er der letzte seiner Art. Saugmotorkreischend statt turbofauchend. Wild exaltiert statt mild hybridisiert. Drehzahl-ekstatisch statt drehstromelektrisch. Der Ferrari 458 Italia, ein vorweggenommener Nachhall aus dem goldenen Zeitalter der Supersportler. Denn selbst die Roten werden bei künftigen Modellreihen an der emotionslähmenden Ecotisierung nicht vorbeikommen. Der CO2-Zeitgeist wird Verbrauchs-Hedonisten nicht mehr dulden.

V8-Saugmotor klingt nach Rennstrecke

Gut möglich, dass Technik-Retrospektiven den 4,5-Liter-Direkteinspritzer des Ferrari 458 Italia als Krone des Serien-Saugmotors feiern werden. Keiner hat mehr Drehmoment pro Liter Hubraum (113Nm), keiner kreischt höher (9.000/min), hängt dabei so unvermittelt am Gas und klingt nach Rennstrecke. Flugplatz Lahr, Mess-Gerade. Per Knopfdruck wird im Test die Launch Control für den Rennstart aktiviert. Alle Fahrhilfen sind abgeschaltet, der linke Fuß ruht auf dem Bremspedal. Ein Zug am rechten Lenkradpaddel, der erste Gang rastet ein. Dann den rechten Fuß voll aufs Gas. Die Drehzahl schwillt bis knapp vor 4.000/min, jetzt gibt der Fahrer die Bremse frei. Der V8 brüllt wie am Spieß, der Ferrari 458 Italia schießt los. Wenig Schlupf am Rad, kein beißender Kupplungsgestank wie früher beim sequenziellen F1-Getriebe. Stattdessen Benommenheit im Kopf, ein Krampfen im Magen, und - zack - schon ist der zweite Gang drin, kurz darauf der Tacho bei Tempo 100.

In gut 10 Sekunden schnellt der Ferrari 458 Italia auf 200km/h

Gerade 3,4 Sekunden sind vergangen, etwa so lange, wie Sie zum Lesen dieses Satzes benötigen. Kein Hecktriebler katapultierte sich bei automotorundsport bislang schneller von null auf 100km/h. Nach weiteren sieben Sekunden stehen schon 200km/h auf der Uhr. Die Beschleunigung sieht wie Daumenkino aus - jeder Gang ein sprunghafter Raumgewinn. Und Ferraris neuer Laut-Sprecher untermalt den Sprint mit hormon-befeuerndem Getöse, klingt wie ein durchstartender Rennwagen. Das Ansauggurren des Ferrari 458 Italia bläht sich im Test zum pochenden Hämmern auf und kippt in eine sirrende Drehzahl-Kompression. Es folgt eine Mini-Detonation beim Schalten. Kein anderes Doppelkupplungsgetriebe reagiert derzeit so unmittelbar auf den Zug am Lenkradpaddel. Erinnert die gleiche Siebengang-Box von Getrag im Mercedes SLS AMG an eine fixe Wandlerautomatik, glaubt man im Ferrari eher an ein optimiertes F1-Getriebe - sogar mit brauchbarem Automatik-Modus. Verbesserungswürdig? Nur der Anfahrkomfort der Kupplung.

Ferrari 458 Italia ist alltagstauglicher Rennwagen

Tempo 60 im siebten Gang. Kein unwirsches Ruckeln, allerdings will das Gaspedal mit seiner An-aus-Charakteristik fein dosiert werden. Stadtmitte: ordentliche Übersichtlichkeit dank Dreiecksfenster hinten und hoch gewölbten Kotflügeln vorn als erogene Peilhilfe. Mit der klappengesteuerten Auspuffanlage lässt sich das Dezibel-Chamäleon sogar leise bewegen. Ist per Setup-Hebel am Lenkrad der Nässe-Modus vorgewählt, rollt der Ferrari 458 Italia auf der Autobahn bis etwa 170km/h gedämpft dahin - mit einem Federungskomfort, den kein zweiter Supersportler bietet. Aerodynamisch ausgefeilt, benötigt er keine Spoiler als Anpresskrücke, stattdessen ändern zwei Flügelchen in der Front bei hohem Tempo den Anströmwinkel zum Lüfter und reduzieren damit den Auftrieb - Technik-Transfer aus der Formel 1. Bis in den Bereich der maximal möglichen 326km/h spurt der Ferrari im Test stabil, tigert nicht wie etwa ein Porsche Turbo.

Der Mensch denkt, der Ferrari 458 Italia lenkt

230 Liter Gepäckraum reichen für den zweiwöchigen Urlaub aus, hinter den Sitzen lassen sich sogar zwei Golfbags verstauen. Kritik? Eine Dröhnfrequenz bei 3.000/min sowie unfeine Spaltmaße, die einer Preziose dieser Liga unwürdig sind. Und die ausufernde Karosserie; eingekeilt zwischen Leitplanke und Lkw wird es in Baustellen eng, ebenso auf den Spaß-Sträßchen der Provinz. Das Breitenwachstum hemmt die Entfaltung; der Ferrari wirkt wie ein zu groß geratener Terrier. Nur zwei Umdrehungen vom linken bis rechten Lenkanschlag. Anders ausgedrückt: Der Mensch denkt, der Ferrari 458 Italia lenkt. Im Vergleich zum nicht gerade gemächlich reagierenden Scuderia hat Ferrari die Übersetzung von 16:9 auf 11:9 geändert. Rennwagenverdächtige Handlichkeit, für die dennoch keine FIA-Lizenz notwendig ist. Denn der Feinmotoriker ist quirlig, aber nicht zappelig, wedelt mit 154,7km/h durch die Pylonengasse - wie ein Porsche GT3 RS.

Schneller war bislang keiner. Bei diesen Werten zuckt bereits der Gegenlenk-Reflex. Unnötig. Traktionskontrolle, ESP, adaptive Stoßdämpfer und das elektronisch gesteuerte Sperrdifferenzial wringen den mechanischen Grip im Test bis zum letzten Tropfen aus, wobei sich der Charakter vom Lenkrad aus steuern lässt. Diese Vernetzung von Dynamiksystemen ist ebenso einzigartig wie ein fünffach beeinflussbares ESP - in einem Mittelmotor-Heißsp*rn eine vertrauensbildende Maßnahme.

Ähnlich wie im Scuderia glaubt der Pilot im Italia an einen Talentsprung

Im Race-Modus leitet der Ferrari 458 Italia seinen Fahrer, ohne ihn zu zügeln. Dank der stillen Reserven der Michelin Pilot Sport-Reifen verwächst er unverrückbar mit der Ideallinie. Limit? Zwischen Curbs und Schikanen. Also rauf auf die Rennstrecke. Ähnlich wie im Scuderia glaubt der Pilot im Italia an einen Talentsprung, wenn er scheinbar ohne Stütze auf der letzten Rille balanciert, ohne Lastwechselreaktion einlenkt und sich ohne Leistungsübersteuern aus dem Eck zoomt. In den perfekt geformten Sportsitzen verschmilzt der Fahrer mit dem Fahrzeug, lässt sich von den Fliehkräften in die Mangel nehmen - sie zerren aus allen Richtungen, doch der Ferrari hält im Test unbeeindruckt seine Linie. Erst auf Stellung CT-off, also bei deaktivierter Traktionskontrolle, dürfen die Hinterreifen Lustschreie ausstoßen; ESP lässt hier die ganz lange Leine für Drifts mit Netz und doppeltem Boden.

Erst brutaler Leistungseinsatz bringt den Ferrari zum Driften

Finale Stufe, CST-off, also alles aus. Einziges Korrektiv sind Fahrerfüße und -hände. 540Nm fallen bei 6.000/min unzensiert über die Hinterachse her, gefolgt von 570PS bei 9.000/min. Noch immer sträubt sich der Ferrari 458 Italia, die Ideallinie zu verlassen. Erst brutaler Leistungseinsatz kann im erhebenden Gefühl münden, einen Mittelmotor-Supersportler zu driften - falls das Gleichgewicht aus Gas und Gegenlenken fein austariert ist. Andernfalls folgt ein Konter nebst Kirmes-Kreisel. Der Fahrschein hierfür kann 194.000 Euro kosten. Denn der Einschlag eines Aluminium-Autos endet oft irreparabel.

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Vor- und Nachteile

Karosserie

sehr steife Karosserie

innovatives Bedienkonzept

ausreichender Kofferraum

ordentliche Übersichtlichkeit

nachlässige Spaltmaße

Fahrkomfort

guter Federungskomfort

stützende Sportsitze (Option)

gute Klimatisierung

niedrige Windgeräusche

Motordröhnen bei 3.000/min

Ruckeln beim Langsamfahren

Antrieb

explosives Ansprechverhalten

herausragende Drehfreude

enormes Durchzugsvermögen

überragende Fahrleistungen

rennwagenähnlicher Motor-Sound

extrem schnell reagierendes Doppelkupplungsgetriebe

Fahreigenschaften

ungemein agiles Handling

sehr neutrales Kurvenverhalten

extrem hoher Grenzbereich

sehr direkt übersetzte Lenkung

verlässliche Traktion

Sicherheit

hervorragende Keramik-Bremsen

effektives, in fünf Stufen verstellbares ESP mit Sport-Funktion

enorme Spurstabilität

dürftige Airbag-Ausstattung

Umwelt

hoher Verbrauch

Kosten

voraussichtlich hohe Wertstabilität

akzeptable Versicherungskosten

sehr teuer in der Anschaffung

Fazit

Der Ferrari 458 Italia kombiniert das messerscharfe Handling des 430 Scuderia mit dem überragenden Komfort seines Vorgängers F430. Damit verbindet er früher scheinbar unvereinbare Charaktereigenschaften.

Technische Daten

Ferrari 458 Italia
Grundpreis199.200 €
Außenmaße4527 x 1937 x 1213 mm
Kofferraumvolumen230 l
Hubraum / Motor4499 cm³ / 8-Zylinder
Leistung419 kW / 570 PS bei 9000 U/min
Höchstgeschwindigkeit325 km/h
0-100 km/h3,4 s
Verbrauch13,3 l/100 km
Testverbrauch16,5 l/100 km

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Ferrari 458 Italia im Test: Ein Rennwagen, der auch Alltag kann (2024)

FAQs

Ferrari 458 Italia im Test: Ein Rennwagen, der auch Alltag kann? ›

Ferrari 458 Italia ist alltagstauglicher Rennwagen

Welcher Ferrari ist alltagstauglich? ›

Tatsächlich ist der 599 der alltagstauglichste Ferrari, der je aus den heiligen Hallen zu Maranello rollte. Sportlich, aber auch geschmeidig federt er über Landstraßen, entspannt lässt er sich bei hohem Tempo über die Autobahn führen.

Wie viel kostet ein Ferrari 458 Italia? ›

Wie viel kostet ein Ferrari 458 Italia? Der Ferrari 458 Italia kostet als Neuwagen ab 194.000 Euro. Durch Wunschlackierung in speziellen Farben, Sonderausstattung und ähnliches erhöht sich dieser Preis jedoch schnell.

Wie viele Ferrari 458 Speciale gibt es? ›

Zumal es ein so spezielles Auto ist, dass es das Wort Speciale im Namen trägt und nur 499 Mal gebaut wird. Das Sondermodell läutet die letzte Runde der 458-Baureihe ein, ihr Nachfolger wird auf dem Automobilsalon in Genf präsentiert – mit Biturbo-V8.

Welchen Motor hat der Ferrari 458? ›

Alle Infos: Ferrari 458 Italia

Bereits die Basisversion Italia holt aus dem 4,5-l-V8 570 PS und 540 Nm, für einen Saugmotor rekordverdächtige Werte. Der gleiche Motor treibt auch den 458 Spider an, das Cabrio.

Welcher Ferrari als Wertanlage? ›

“ Derzeit empfiehlt der Experte Einsteigern die Anschaffung eines zwischen 2005 und 2009 gebauten Ferrari F430 Coupé oder Spider. Diese Fahrzeuge sind ab 100.000 Euro zu bekommen. Eine lohnende Investition, wie Frank Burbach versichert. Die Reihe 275 GTB wurde von 1964 bis 1968 produziert.

Was ist der beliebteste Ferrari? ›

Ferrari SF90

Ferrari eröffnet den Reigen der beliebtesten Sportwagen des letzten Jahres. Und der Hybrid-Supercar SF90 wird nicht der letzte Ferrari in unserer Auflistung sein. 45 Schweizerinnen und Schweizer bekamen vergangenes Jahr ihren 2020 lancierten 1000-PS-Renner ausgeliefert.

Was ist der seltenste Ferrari der Welt? ›

1. 1962 Ferrari 250 GTO (52 Millionen USD) Zwischen 1962 und 1964 ist der Ferrari 250 GTO für die Kategorie Grand Touring Car der Gruppe 3 der FIA hergestellt worden. Angetrieben wird der Rennwagen von einem Tipo V12-Motor und insgesamt gibt es nur 39 Exemplare.

Was ist der billigste Ferrari der Welt? ›

Das sind die billigsten gebrauchten Ferrari
  • Ferrari Mondial: Ab 30.000 Euro.
  • Ferrari 456: Ab 40.000 Euro.
  • Ferrari 348: Ab 50.000 Euro.
  • Ferrari 612 Scagletti: Ab 55.000 Euro.
  • Ferrari 360: Ab 55.000 Euro.
  • Ferrari 308: deutsche Modelle kosten über 60.000 Euro.
  • Ferrari 328: Ab 60.000 Euro.
Jul 3, 2022

Wie viel kostet ein Ferrari im Monat? ›

Ein Ferrari Leasing kostet aktuell zwischen 1.590,00 € und 6.928,00 € pro Monat.

Welche Ferrari sind limitiert? ›

Der Ferrari Purosangue ist auf nur 199 Stück im Maßstab 1:8 limitiert.

Was ist der meistverkaufte Ferrari? ›

Der bisher meistverkaufte Ferrari ist der Sportwagen **Ferrari 360**. Ferrari wurde nach seinem Gründer Enzo Ferrari benannt und hat seinen Sitz im italienischen Maranello.

Wie viele Ferrari 458 Italia wurden gebaut? ›

Auf dem Pariser Autosalon 2014 stellte Ferrari den auf 499 Stück limitierten 458 Speciale Aperta vor. Dieser ist die Cabrio-Version des 458 Speciale, dessen Technik vollständig übernommen wurde. Schätzungen zu folge, wurden 2800 Exemplare des 458 Speciale Coupe gebaut.

Welcher Ferrari hat 12-Zylinder? ›

Als Maranellos aktuellster V12-Motor treibt er in der neuen 6,5-Liter-Ausführung den 812 Superfast/GTS, den Daytona SP3 und den neuen Purosangue an. Er ist für seine Kraft, seine Laufruhe, seinen Klang und seinen Charakter bekannt – ganz wie die anderen V12-Motoren von Ferrari der letzten 75 Jahre.

Wo werden Ferrari Motoren gebaut? ›

Herstellung der Ferrari-Motoren

Die Motoren werden aus zwei verschiedenen Aluminiumlegierungen gefertigt. „Der Motor ist so speziell für uns, weil er das Herz, die Seele des Autos darstellt“, so Regazzoni. Dementsprechend viel Arbeit fließt in die Fertigung des Biturbo-V8, der in Maranello entsteht.

Wie viele Ferrari F50 gibt es noch? ›

Laut dem italienischen Sportwagenhersteller wurden 349 Ferrari F50 gebaut. Die Miniserie wurde anlässlich des 50-jährigen Bestehens der prestigeträchtigen Firma in Maranello produziert. Noch seltener ist der Ferrari F50 GT, von dem es nur drei Exemplare gibt.

Wer fährt bei Ferrari? ›

Scuderia Ferrari
Saison 2024
Fahrer(16) Charles Leclerc (55) Carlos Sainz jr.
TestfahrerOliver Bearman Arthur Leclerc
ChassisSF-24
MotorFerrari 1.6 V6
18 more rows

Wie viel kostet der beste Ferrari? ›

28 März 2018
  • Ferrari 250 GTO – $38,115,000. ...
  • Ferrari 335 S – $35,711,359. ...
  • Ferrari 290 MM – $28,050,000. ...
  • Ferrari 275 GTS4 NART – $27,500,000. ...
  • Ferrari 275 GTB Competizione – $26,400,000. ...
  • Ferrari 250 California – $18,500,000. ...
  • Ferrari 375 Plus – $18,400,177. ...
  • Ferrari 250 California – $18,150,000.
Mar 28, 2018

Wie teuer ist ein alter Ferrari? ›

Auf dem Gebrauchtwagenmarkt finden Kunden einige Ferrari 348. Die Preise sind sehr unterschiedlich und bewegen sich in einem Rahmen von 60.000 bis 100.000 Euro. Die teureren Fahrzeuge überzeugen die Kunden mit wenigen Kilometerlaufzahlen sowie einem sehr gepflegten Zustand.

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Author: Lilliana Bartoletti

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